Holzschnitt 1510
    
Nikolaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Niklaus – der jüngste Sohn
  
Quelle Nr. 079

  

  
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Zeit: März–April 1483; 1483; Juli 1488;
  
Herkunft: a) Staatsarchiv Solothurn, Säckelmeisterrechnung des Hans Hünnicker 1483, S. 114; – b) Johann Joachim Eichhorn «Geistlicher Kometstern der Eidgenossenschaft» (1614 – Original nicht vorhanden); – ca) Staatsarchiv Luzern, Luzernische Abscheide B 1473–90, S. 286b; – cb) Staatsarchiv Bern, Ratsmanual 60, 3. Juli 1488; – cc) Auctarium Chartularii Universitatis Parisiensis Tom. III: Liber Procutatorum Nationis Anglicanae (Alemanniae), hrsg. von Samaran, van Moé und Vitte, Paris 1953, Sp. 692; – cd) do., Sp. 731f.; – ce) do., Sp. 732; – cf) Auctarium Chartularii Universitatis Parisiensis Tom. VI: Liber Receptorum, Tomus unicus, hrsg. von Gabriel und Boyce, Paris 1964, Sp. 662; – cg) do. Sp. 675 und 676; – da) Stadtarchiv Mailand (Svizzeri e Grigioni), Kopie im Schw. Bundesarchiv in Bern; – db) dito, Minuta; – dc) dito; – dd) Stadtarchiv Mailand, Raccolte Storiche; – e) Jahrzeitbuch Sachseln, S. 79
  
Kommentar: Niklaus II., der jüngste Sohn von Niklaus von Flüe und seiner Ehefrau Dorothea Wyss, kommt in schriftlicher Weise bereits (wenn auch ohne Namen) 1470 im Reisebericht des Hans von Waldheim vor. Dann tritt er 1483 im Ausgabenbuch der Stadt Solothurn wieder in Erscheinung; der Eintrag beinhaltet Lohn und Spesen für einen Läufer, der zur Grenze nach Büren an der Aare einen Botengang unternimmt; was er hinsichtlich Niklaus junior zu übergeben hat, bleibt ungewiss. Ausser einer Zollstation befand sich in Büren auch eine damals berühmte Marienwallfahrtsstätte. Ziemlich sicher befand sich Niklaus II. zu dieser Zeit auf dem Weg nach Basel, wo er die Freien Künste studierte, dass er dabei den Weg über Büren und Moutier nahm, war damals nichts Ungewöhnliches. – Johann Joachim Eichhorn erwähnte in seinem 1614 gedruckten Buch «Geistlicher Kometstern der Eidgenossenschaft» ein Dokument über den Sohn von Bruder Klaus, der unter anderem in Basel studierte, das Dokument sei echt und zuverlässig datiert mit 1483. Zur gleichen Zeit (Frühjahr 1483) findet sich im Ausgabenbuch der Stadt Solothurn einen Eintrag «... wegen Bruder Klausens Sohn» (Text a). – In der Luzerner «Abscheide» ist im Zusammenhang mit der eidgenössischen Tagsatzung vom 9. Juli 1488 amtlich festgehalten worden, dass Bruder Klausens Sohn vom König von Frankreich, bzw. seinem Kanzler ein Stipendium erhielt, um zwei oder drei Jahre an der Sorbonne in Paris studieren zu können.
     Der König steht offenbar in der Schuld von Bruder Klaus oder wahrscheinlich noch mehr in der Schuld der Stadt Luzern, und diese war wiederum dankbar für den Beitrag des Eremiten zum Stanser Friedensabkommen. Dass Luzern (und auch Bern und Solothurn) ein starker Verbündeter des französischen Hofes war, wird auch in anderen politischen Dokumenten transparent (vgl. Quelle 028). Bruder Klaus half jedoch auch der Gegenseite [Politik für den Frieden], nämlich Mailand (vgl. Quelle 033 und Quelle 045), weil ja zwischen Mailand und Frankreich immer wieder Spannungen auftraten. – Im gleichen Zusammenhang ist später auch das Stipendium des Herzogs von Mailand an Niklaus junior zu betrachten, damit er in Pavia weiterstudieren konnte. Niklaus von Flüe junior ist bereits Magister der freien Künste geworden. Nun wird er Ludwig Maria Sforza, dem Herzog von Mailand empfohlen. Hier ist ein längerer Schriftverkehr aus den Jahren 1496/97 zwischen der Regierung Obwaldens und der Kanzlei des Stadtfürsten von Mailand bekannt. Darin werden zur Person von Bruder Klaus wichtige historische Aussagen gemacht. Wegen seinen Verdiensten kann sich sein Sohn Niklaus bester Empfehlungen erfreuen. Im Juni 1483 war Bernardino Imperiali, der Sondergesandter des Mailänder Herzogs, zum Einsiedler in den Ranft gekommen, um einen Streitfall – den sogenannten «Amstalden-Handel» – zu schlichten, der ein Jahr früher durch den Landammann Heinrich Bürgler auf den Höhepunkt getrieben worden war. Der Obwaldner Magistrat, der offen die Politik Mailands unterstützte, hielt sich 1482 etwa fünf Wochen lang in Mailand (Quelle 028) auf und erzählte dort auch einiges über seinen Vetter, Bruder Klaus, der aber den Hofleuten bereits kein Unbekannter mehr war.
     Später war Niklaus II. Pfarrer von Sachseln und starb dort am 7. Oktober 1503. Vorher amtierte er jedoch als Ranftkaplan (Durrer, 417, Anm. 6). Die Priesterweihe erfolgte wahrscheinlich nach dem 24. Juni 1491 (25. Geburtstag), vielleicht genau ein Jahr später (vgl. Durrer, 417), möglicherweise jedoch auch früher (Amschwand, 199, Anm. 6).
  
Referenz: Robert Durrer, Quellenwerk, 221, 1017, 415, 505–508, 521, 558 – ausser: cb, cc, cd, ce, cf, cg) Rupert Amschwand, Ergänzungsband, 195–199

  

   a)
Item, an den Läufer Schlegelysen zweieinhalb Schilling für [den Botengang] nach Büren [an der Aare] zur Zollstation wegen des Sohnes von Bruder Klaus, sowie 4 Schilling «Wartgeld» (Verpflegungs- und Übernachtungskosten – wart = wert = wirt).
     
b) [Studium in Basel]
Damals wohnte in Basel der reiche gottselige Doktor Friedrich von Guarletis, Bürger von Eichstätt. Dieser hat nun den Jüngling Niklaus von Flüe in sein Haus aufgenommen und ihm ausreichende Verpflegung zukommen lassen, dies alles umsonst und wegen seines frommen Vaters Bruder Klaus, laut einer auf Pergament geschriebenen Kaution des Doktors, datiert im Jahre 1483 und jetzt im Besitz des Kapellenvogts im Ranft.
     
c) [Studium in Paris]
  
ca) [Empfehlungschreiben des Rates von Luzern:]
Dem Sohn von Bruder Klaus, selig, wurde durch den König von Frankreich und durch seinen Kanzler der Lebensunterhalt für zwei oder drei Jahre [Studium] an der Hochschule bezahlt. Damit wollten sie ihm all das Gute verdanken, das jener [Bruder Klaus] ihnen getan hatte.
  
cb) [Empfehlungschreiben des Rates von Bern, Ratsmanual von Bern:]
An den König von Frankreich, wegen des Sohnes von Bruder Klaus und wegen des andern [Studenten, vermutlich Ludwig Läubli, bzw. Löubli]. Auch an den Kanzler [eine Mitteilung] wegen der Sache, steht im lateinischen Missivenbuch.
  
cc) [Examen in Paris 1488, 24. Januar]
Verteichnis der Determinantes [Abschlüsse] oder Bakkalaureaten des Jahres 1488:
Dom. Nicolaus de Flie [de Flue, von Flüe], Constansiensis dioc. cuius bursa [Burse, Stipendium] valet vij sol [7 Schilling].
  
cd) [Examen in Paris 1490, 1. April]
Verzeichnis der Abschlüsse dieses Jahres:
Herr Niklaus von Flue aus der Diözese Konstanz, dessen Burse 7 Schilling
  
ce) [Einschreibung für das Anstreben des Lizentiats und des Magistertitels, 1490:]
Verzeichnis der Beginnenden dieses Jahres:
Herr Nicolaus de Flue aus der Diözese Konstanz, dessen Burse 7 Schilling
  
cf) [Einnahmenbuch der Universität 1488/89:]
Verzeichnis der Baccalaureanden dieses Jahres:
Herr Niklaus von Flüe aus der Diözese Konstanz
  
cg) [Liber Receptorum, Einträge über die höheren Titel des Jahres 1490:]
  
Verzeichnis der Lizentiate:
Herr Nicolaus de Flue aus der Diözese Konstanz, dessen Burse 7 Schilling beträgt, 1 Pfund und 15 Schilling [für ... die Prüfung etc.]
  
Verzeichnis der Magister dieses Jahres:
Herr Nicolaus de Flue aus der Diözese Konstanz, dessen Burse 7 Pariser Schilling beträgt, 1 Pfund 15 Schilling [für ... die Prüfung und die Urkunde], sowie für den fröhlichen Empfang und die Begleitung des Rektors 2 Pfund.
   
d) [Studium in Pavia]
  
da) [Empfehlungsschreiben des Landammanns und der Räte von Obwalden:]
Dem herrlichsten, erhabensten Fürsten und Herrn Ludwig Maria Sforza. [...] Untertänige Empfehlung [...] Diesen ehrsamen Mann, Herrn Niklaus von Flüe, Magister der freien Künste, der eifrig verlangt, an die Universität Pavia zu gehen und sich dort dem Studium der Wissenschaften zu widmen, empfehlen wir Eurer Herrlichkeit und bitten Sie nachdrücklich, Sie möchten aus Freundschaft zu uns gewähren, ihn mit Güte und Wohlwollen aufzunehmen, damit er durch die Unterstützung Eurer Herrlichkeit einen Platz an der Universität erhalten, dort die Kräfte seines Geistes schärfen und Höheres erreichen kann. Weil sein verstorbener Vater, Bruder Klaus, der auf Erden ein Einsiedlerleben führte, dem ganzen Vaterland zum Heile und zu nicht geringem Segen geworden ist, haben wir zu diesem Niklaus [junior] eine grosse Zuneigung. Alles, was für ihn getan wird, werden wir nicht anders schätzen, als wenn es für uns selber getan wird. Darum möge Eure erhabene Herrlichkeit dies als Voraussetzung betrachten und dieser Bitte freundlich entsprechen. Es wird uns dies so angenehm sein, dass uns gar nichts Lieberes begegnen könnte. Gegeben am 1. August 1496.
     Der Ammann und die Räte von Unterwalden ob dem Wald
  
db) [Die Antwort des Herzogs aus Mailand:]
An Ammann und die Räte zu Unterwalden ob dem Wald.
     Mailand, den 22. August 1496. Wir pflegen aus eigenem Antrieb, uns für die Allgemeinheit verdient zu machen. Dies geschieht aber von uns aus um so lieber, je öfter wir damit den Wünschen unserer Freunde entsprechen können. Da Ihr uns durch Euer Schreiben den Herrn Niklaus von Flüe, der an der Universität von Pavia studieren will, empfohlen habt, damit wir ihm mit unserer Hilfe beistehen, haben wir, die wir Euer Land immer besonders hoch schätzten, uns entschlossen, Euren Bitten entgegenzukommen, und werden darum so handeln, damit man spüren kann, dass die Gemeinde von Unterwalden von uns sehr geliebt wird. Wir werden ihre Wünsche grosszügig würdigen.
  
dc) [Weiteres Schreiben der Regierung von Obwalden:
Demütig empfehlen wir uns, berühmtester, hocherhabener Fürst und Kriegsheld, Eurer besondern Gunst. Wir sahen das Schreiben Eurer Herrlichkeit, aus dem wir Euer Wohlwollen gegen uns deutlich erkannten, besonders weil Eure Herrlichkeit geruhte, unser Gesuch zugunsten des Herrn Nikolaus von Flüe huldreich zu gewähren. Wir sagen dafür Eurer erhabensten Herrlichkeit unvergänglichen Dank und bitten dieselbe, so kräftig, wie wir vermögen, weil der genannte Herr Nikolaus nunmehr die Universität Pavia besucht, sie möge ihn solcher Gunst würdigen, dass er erkenne, dass er unserer Bitten teilhaftig geworden und unsere Fürsprache ihm Früchte gebracht hat. Dies wird uns nicht weniger freuen, als wenn es unserm Lande direkt getan wäre.
     Möge Euere erhabene Herrlichkeit, der wir nichts vorziehen, glücklich leben.
     Gegeben zu Unterwalden am 19. April [1497].
     Ammann und Räte zu Unterwalden ob dem Wald.
     [zusätzliche Unterschrift:] H. Imperiali [wahrscheinlich der Sohn des früheren Botschafters Bernardino Imperiali]
  
dd) [Brief des Gesandten Imperiali an den Herzog von Mailand:]
Hochberühmter, erhabener Herr. Wie Eure Herrlichkeit unterrichtet ist, hat sich Euer getreuer und eifriger Diener, Herr Nikolaus von Flüe von Obwalden aus der Eidgenossenschaft, mitsamt seinen Verwandten [Landamman Hans von Flüe und Bannerherr Walter von Flüe die Brüder von Magister Niklaus von Flüe], höchst bereitwillig und günstig gegenüber Herrn Johann Moresino [mailändischer Botschafter] in den deutschen Landen im Dienste Eurer Herrlichkeit erzeigt. Und deshalb hat der genannte Herr Johann dem genannten Vorweiser (dieses Briefes) viele Versprechungen gemacht und ihm Belohnung von der Seite Eurer Herrlichkeit verheissen. Diese letztere hatte das lobenswerte Betragen jenes Nikolaus sehr anerkannt durch ihre Briefe, die Sie an die Herren von Deutschland geschrieben haben, worin Sie versprachen, Sie möchten den Gesuchsteller belohnen. Und weil diese Herren über jene Haltung des Nikolaus und über die Versprechungen Eurer Herrlichkeit sehr erfreut waren und hofften, dass Eure Herrlichkeit den Nikolaus entschädige, haben sie durch ihre Briefe den Gesuchsteller Eurer Herrlichkeit empfohlen. Der Landammann selber hat in herzlicher Weise und durch seine löbliche und würdige Haltung Eurer Herrlichkeit zu verstehen gegeben, dass jene Herren alles, was Eure Exzellenz jenem Nikolaus tue, so auffassen werden, als ob es ihnen selber getan wäre. Deshalb nimmt jener Herr Nikolaus Zuflucht zu Eurer Exzellenz, in welche er gänzlich sein Hoffen und Vertrauen setzt.
     Ich ersuche demütig, das Vorgesagte in Betracht zu ziehen und damit die Verwandten und Freunde des Gesuchstellers in Zukunft stets bereit bleiben im Dienste Eurer Exzellenz, möge jene geruhen, ihm jetzt zu geben, was er als Lohn seiner Verdienste wünscht und ihm das sofort ausrichten zu lassen, damit er sich nicht durch Herbergsauslagen zu grunde richten muss und er nicht glaubt, er sei mit den Versprechungen betrogen, auf die er sich beständig beruft.
      H. Imperiali nebst Herrn Johann Moresino.
     Auf der Rückseite: Gesuch des Herrn Nikolaus von Flüe von Obwalden aus der Eidgenossenschaft.
   
e) [Tod Niklaus II.]
  
[Angabe der Tagesheiligen] Papst Marcellus – Sergius – Märtyrer Bachus [7. Oktober]
     An diesem Tag starb der Hochwürdige Herr Nikolaus von Flüe, Sohn des Bruder Nikolaus und Pfarrer an diesem Ort, im Jahre 1503.
    
  
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